Ortsverband und Fraktion lehnen Gewerbegebiet II ab

Die Gemeindeverwaltung strebt aktuell an, die Fläche zwischen Altlandsberger Chaussee, Autobahn, und Umgehungsstraße Altlandsberg / Seeberg zu erwerben und dort ein weiteres Gewerbegebiet zu errichten.

Laut Verwaltung erreichen die Gemeinde im wöchentlich mehrere Anfragen nach Gewerbeflächen. Dieser Nachfrage könne man jedoch nicht gerecht werden. Nun ergäbe ich die Möglichkeit, die genannte Fläche von der BVVG zu erwerben. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dort ein bauliche Nutzung zu planen.

Unser Ortsverband und unsere Fraktion lehnen dies aus vielen Gründen ab:

  • Es gehört zu den Kernzielen der Brandenburger Grünen, den Flächenverbrauch und die damit einhergehende Versiegelung zu verringern. Denn Böden sind eine endliche Ressource und spielen eine wichtige Rolle für Ökologie und Klima. Eine Große Anfrage der Bündnisgrünen hat 2018 ergeben, dass in Brandenburg täglich 4 Hektar für Straßenbau, Wohn- und Gewerbeflächen verbraucht werden. Michael Jungclaus, ehemaliger Landtagsabgeordneter aus Neuenhagen, zu dieser Anfrage.
  • Landwirte aus der Region haben es immer schwerer, geeignete Flächen zu erwerben oder zu pachten, denn die Bodenpreise steigen und häufig werden Flächen von finanzkräftigen Investoren gekauft. Die Brandenburger Landtagsfraktion der Grünen hat dazu 2020 einen Antrag zur Stärkung der ortsansässigen Landwirte eingebracht. Die betreffende Fläche wird von einem Neuenhagenr Landwirt bewirtschaftet. Auch für ihn würde die Umwandlung in ein Gewerbegebiet bedeuten, sich eine andere – unter Umständen weit entfernte – Fläche suchen zu müssen. Das wollen wir auf keinen Fall unterstützen.
  • Landwirtschaftliche Flächen sind nicht nur Lebensraum für Pflanzen und Tiere, im Winter stellen sie auch wichtige Neubildungsgebiete für Grundwasser dar. Dass der Wasserhaushalt in unserer Region bereits beeinträchtigt ist, zeigen nicht nur sinkende Pegel in den Gewässern, sondern auch die zahlreichen vertrockneten Bäume in unserem Ort.
  • Die betreffende Fläche zählt zum südlichen Rand des wichtigen Kaltluftentstehungsgebietes des nordöstlichen Berliner Umlandes. Durch die Umwandlung der Fläche würde sie diese Funktion verlieren. Auch wenn diese Fläche nur einen kleinen Teil dazu beiträgt, sehen wir Neuenhagen in der Verantwortung, die klimatischen Bedingungen in Berlin aber auch im Berliner Umland nicht zu verschlechtern.
    Download Klimamodell Berlin (2009)
  • Die Errichtung eines neuen Gewerbegebietes stellt für den Haushalt der Gemeinde eine erhebliche Belastung dar. Es sei daran erinnert, dass die Gemeinde viele Jahre nur einen sehr eingeschränkten finanziellen Spielraum hatte. Grund war der Gewerbestättenkredit. Darüber hinaus ist bereits absehbar, dass die bestehenden, im Bau befindlichen und noch geplanten Freileitungen einer effektiven Erschließung enge Grenzen setzen werden.
  • Das Gewerbegebiet wäre zwar mit dem Anschluss an die Altlandsberg / Seeberger Umgehungsstraße verhältnismäßig gut für den Verkehr erschlossen. Es ist jedoch absehbar, dass im Neuenhagener Siedlungsgebiet mit zusätzlichem Verkehr zu rechnen ist.

Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob ein neues Gewerbegebiet überhaupt notwendig ist. Allein die Nachfrage nach Gewerbegrundstücken und winkende Steuereinnahmen können kein Grund sein. Denn mit diesen Argumenten könnte auch jede weitere Freifläche bebaut werden. Mit Gewerbeflächen oder neuen Wohngebieten.